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Ein Gefühl, das man tief im Herzen trägt - Lausitzer Rundschau vom 27.06.2006
Jugendclub Schwarzbach auf Spurensuche
Was bedeutet eigentlich noch der Begriff «Heimat»? In einer schnelllebigen Zeit, geprägt von
Zukunftsängsten und Globalisierung, hält es kaum jemanden noch dort, wo er einst seine Kindheit verbracht
hat.
Manche Orte sterben sogar aus und geraten für immer in Vergessenheit.
Damit das mit dem Dorf Schwarzbach nicht geschieht, haben sich die Jugendlichen des Ortes
für das Projekt «Zeitensprünge» des Landesjugendring Brandenburg e.V. beworben.
Das gemeinsam von der Stiftung Demokratische Jugend und des Ministeriums für Bildung, Jugend
und Sport unterstützte Projekt fördert die Jugendlichen, sich intensiv mit der Geschichte ihrer
Heimat zu befassen und diese für andere dokumentarisch festzuhalten. Der Wahl der geschichtlichen
Epochen und Themen sind dabei keinerlei Grenzen gesetzt.
Um das Projekt «Schwarzbach zwischen Moor und Sand» und die jungen Mitstreiter besser kennen zu lernen,
kam Projektkoordinatorin Sandra Brenner aus Potsdam zu einer Stippvisite in das Schwarzbacher Gutshaus.
Dieses wurde im Jahre 1727 erbaut und steht im Mittelpunkt der angestrebten Schwarzbacher Chronik. Auf einer
großen Pinwand, vollgespickt mit Fotos, lässt sich Sandra Brenner von Lydia Fiedler vom Jugendclub die
Personen auf den zusammen getragenen Fotos erklären.
«Heimat ist ein Gefühl, das man tief im Herzen trägt», so beginnt Sandra Brenner die Gesprächsrunde und
fragt die Jugendlichen, wie sie über die Arbeit bei diesem Projekt denken. «Irgendwie fühlt man sich auch
verantwortlich für eine Chronik, damit nachfolgende Generationen etwas über den Ort erfahren können. Es
leben ja nicht mehr so viele Zeitzeugen», beantwortet Tobias Kerstan die Frage. Durch diese Arbeit lernt
man auch viel Interessantes über den Ort, sind sich alle einig. «Außerdem gibt es in Schwarzbach nicht viele
Möglichkeiten, da macht man gerne bei so etwas mit», ergänzt Lydia Fiedler.
Bisher haben die Jugendlichen dank tätiger Mithilfe der Dorfbewohner zahlreiche Fotos sammeln können.
Im weiteren Arbeitsverlauf wollen sie die Hintergründe der Fotos erforschen, einen Zeitstrahl über die
Geschichte des Ortes und ein detailiertes Modell des Gutshofes erstellen. Zum Dorffest am 2./3. September
soll die Ausstellung für die Öffentlichkeit dann zugänglich. Dass diese Dokumentation im maroden Gutshaus,
in Dorfkreisen nur «Schloss» genannt, ausgestellt wird, ist für Gutshof-Besitzer Martin Giersch Ehrensache.
«Dieses Gebäude soll für alle Dorfbewohner und natürlich auch für die Jugend offen sein», so der
österreichische Kern- und Teilchenphysiker.
Projektleiter Enrico Kretschmer zeigte sich mit der bisherigen Arbeit der Jugendlichen und deren
Engagement sehr zufrieden: «Sie teilen sich die Arbeit auf. Der eine interviewt, der andere filmt,
andere wiederum bearbeiten die Fotos.»
«Bei diesem Projekt geht es nicht nur um geschichtliche Dokumentationen. Die Jugendlichen lernen
Interviews zu führen, Kontakte zu knüpfen, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Viele wichtige
Dinge für ihr späteres Leben», so Sandra Brenner.
Insgesamt haben sich knapp 80 Interessenten für dieses Projekt beworben. Bei der Auftaktveranstaltung
in Potsdam bekamen alle Teilnehmer T-Shirts und ein Starterset, unter anderem bestehend aus einer
Digitalkamera und einem MP3-Player, um mit der Dokumentation sofort beginnen zu können. Außerdem
darf jedes Team seit dem Projektstart am 1. März dieses Jahres bis zum Einsendeschluss der
Dokumentationsunterlagen am 31. Oktober bis zu 1100 Euro Fördergelder für die Umsetzung der
einzelnen Projekte ausgeben.
Dass in Schwarzbach die Bindung zwischen den Älteren und den Jüngeren etwas Besonderes ist, davon
ist auch Ortsbürgermeisterin Gabi Theiss fest überzeugt: «Wenn wir die Jugendlichen heute
miteinbeziehen, werden sie später auch einmal Verantwortung für uns, die ältere Generation,
die Jugend und vielleicht auch unseren Ort übernehmen.»
Christoph Kunze
Letzte Änderung: 16.02.2007
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