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Bierchen mit Geschichte - Lausitzer Rundschau vom 16.03.2006
Im Biehlener Gasthof sorgt die Original-Einrichtung für ein besonderes Flair

Unzählige Einrichtungsgegenstände des Gasthofes hat Detlef Sommer gesammelt,
teilweise aufarbeiten lassen und aufbewahrt.
Foto: Jana Wieduwilt
Wer die unscheinbare Tür zum Biehlener Gasthof durchschritten hat, f6uuml;hlt sich
unwillkürlich um viele Jahrzehnte zurückversetzt. Kein moderner Gegenstand
trübt den historischen Gesamteindruck von Saal und Gastraum.
An der Gardarobe mit schmiedeeisernen Haken und gedrechselter Hutablage hängt in
einem alten Zeitungshalter die neue RUNDSCHAU-Ausgabe. Eine Augenweide ist die kunstvolle
Holzverkleidung des Ausschanks samt Zapfanlage. Detlef Sommer lässt das Bier aus
einem historischen Zapfstock in die Gläser rinnen.
Gerichte und Geschichte
Wer will, kann von Gastwirt Sommer neben Getränken und regionaler Küche viele
Informationen über die Biehlener und die Geschichte des Gasthofes bekommen.
Inzwischen ist der Gasthof schon in dritter Generation von den Sommers bewirtschaftet,
ein gutes Stück Familien- und Heimatgeschichte steckt in den alten Mauern.
Noch immer, wie seit jeher, ist der Gasthof ein Zentrum des Gemeindelebens. Doch
inzwischen hat sich die Küche des Gasthofes nicht nur bei den Biehlenern
herumgesprochen. "Im Sommer sind jede Menge Radler bei uns zu Gast", sagt Detlef Sommer.
Und ein wenig nachdenklicher: "Wer hätte das geahnt, als mein Großvater am 1. Januar
1955 den Gasthof übernahm."
Vom Bergmann zum Gastwirt
Max Sommer war eigentlich Bergmann, aber nach dem Krieg pachtete er die Bergmannsklause
in Schwarzheide. Dann bot sich der Biehlener Gasthof. "Anfangs war noch viel Land dabei,
das unsere Familie selbst bewirtschaftet hat."
Irgendwann schaffte Großvater Sommer die Arbeit nicht mehr, dessen Sohn Hans,
der als Bergmann im Ruhrgebiet arbeitete, kam 1955 zurück, um seinen Vater zu
unterstützen. Bald ordnete die Regierung die Zwangskollektivierung der
Landwirtschaft an, Hans Sommer verweigerte sich. Den Widerspruch bezahlte Detlef Sommers
Vater mit einem Jahr Gefängnis und dem Anschluss an die LPG. "Mein Vater führte
das Geschäft von 1970 bis 1988". Wir waren eingesetzte Gastst6auml;ttenleiter
einer Konsumgaststätte", erinnert sich Detlef Sommer, der praktisch im Gastraum
groß geworden ist.
"Ich bin da reingewachsen und habe 1988 meine Stelle beim Synthesewerk aufgegeben,
um die Familientradition hier in Biehlen fortzusetzen." Heute ist Sommer froh über
die Wende und darüber, dass alle Generationen ihr möglichstes getan haben, um
den Biehlener Gasthof zu erhalten.
Viele der alten Sachen stammen noch vom Vorbesitzer Gustav Baatz. Der war in seiner
Jugend bei der Leibgarde in Potsdam, Erinnerungen an diese Zeit nahm der Gastwirt in
Form von Säbeln, Fotos und allerlei Reliquien aus der Kaiserzeit mit in die
200-Seelen-Gemeinde. "Einige Stücke habe ich ergänzt, ich habe auch viele alte
Sachen geschenkt bekommen, um die Ausstattung komplett zu machen". (jw)
Geöffnet täglich ab 12 Uhr, Samstag ab 11.30 und Sonntag ab 10 Uhr, Mittwoch
und Donnerstag Ruhetag
Hauptstraße
01945 Biehlen
Telefon: 035752 2180
Letzte Änderung: 09.08.2006
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