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Reiterfest in Schwarzbach am 27.07.2003
Zum Anknabbern schön
Artikel aus der Lausitzer Rundschau vom 26.07.2003
Aus acht Säcken voller Eichenlaub werden Siegerkränze für das Reiterfest gebunden
SCHWARZBACH. Am Nachmittag vor dem Reiterfest herrscht auf dem Hof von
Edith Ignor Hochbetrieb. Sieben Rentnerinnen wuseln in Kittelschürzen
über das Grundstück. Auf der Wiese liegen mehrere kleine Berge voller
Eichenlaub. Daneben Sonnenblumen, Reinfarn, Zitronenmelisse und
Goldregen. Aus all diesen Zutaten von Mutter Natur zaubert die
aufgeweckte Damen-Runde Siegerkränze, die von den damit geschmückten
Pferden nur zu gern angeknabbert werden.

Handgemacht wie zu Urgroßmutters Zeiten sind die Siegerkränze für das morgige Schwarzbacher Reiterfest. (Foto: Rasche)
Das Kranzbinden geht ihnen flott von der Hand. An den
zunächst noch nackten Metallreifen wird das satt grüne Eichenlaub in
kleinen Sträußchen mit einem Wickeldraht festgezurrt. Dazwischen das
leuchtende Gelb der Sonnenblumen und der Zitronenmelisse. Zwei Frauen
sind eine gute Stunde lang damit beschäftigt. Die eine bindet, die
andere reicht zu. Über das Pensum des Nachmittags wird nicht
diskutiert: Zwölf Kränze müssen am Abend fertig gebunden im Gras
liegen. Neun große für die Erstplatzierten bei den Groß- und
Kleinpferden sowie beim Hahnschlagen. Und drei kleinere fürs
Kranzstechen. Acht riesige Säcke voller Eichenlaub sind dann
verarbeitet. Bei den schmückenden Zutaten müssen die Frauen auf eines
genau achten: Die Blumen dürfen nicht giftig sein, weil die Pferde gern
an den Kränzen knabbern.
Zusammengefunden haben sich die Kranzbinderinnen schon vor etwa 20
Jahren. Im Konsum-Vorstand hat sich der harte Kern damals
kennengelernt. Seitdem grillen, backen, braten und kassieren sie bei
den Schwarzbacher Dorffesten. Geflochten wird nicht nur zum Reiterfest.
Auch zum Schützenfest ist auf die sieben Damen Verlass, lobt
Bürgermeisterin Gabi Theiss das ehrenamtliche Engagement, das auf dem
Dorf so selbstverständlich ist. Dabei haben alle Frauen das 60.
Lebensjahr schon mehr oder weniger lang überschritten. "Wir sind
zwischen 64 und 83 Jahre jung. Mehr wird aber nicht verraten" ,
ist man sich in der Runde einig. Neben Edith Ignor, die früher den
Schwarzbacher Konsum leitete, gehören Ingeborg Jordan, Erika Utesch,
Zitha Schneider, Christa Jeschke, Helene Köppe und Gerda Koschtial
dazu. Gebunden und geflochten haben die meisten von ihnen seit ihrer
frühen Jugend. Für grüne, silberne und goldene Hochzeiten. Oder für die
Maibaumranke. Späteinsteigerinnen wie Christa Jeschke haben es sich
abgeguckt und angelernt. "Wem es nicht ganz so flott von der Hand geht,
reicht eben zu." Dass es bei der Arbeit nicht bierernst zugeht,
versteht sich von selbst. Bei einer guten Tasse Kaffee, einem Gläschen
Wein und selbst gebackenem Zuckerkuchen klappt das Binden des
Eichenlaubes gleich noch mal so gut, lacht Ingeborg Jordan. Und weil
die gemeinsamen Nachmittage immer so gesellig sind, treffen sich die
fidelen Schwarzbacherinnen auch das ein oder andere Mal im Jahr. Zum
Radeln, zu runden Geburtstagen oder zum Sporttreiben. Denn rosten
wollen die sieben noch lange nicht. Hintergrund:
Reiterfest 2003 Das Spektakel startet morgen um 14 Uhr mit einem Umzug zum Sportplatz. Erwartet werden ähnlich wie im Vorjahr um die 25 Reiter. Reiterfeste gab es im Dorf schon vor 50 Jahren. Die Tradition wurde nach der Wende neu belebt. Nach altem Brauch werden die Siegerkränze im Stall aufgehängt.
Von Andrea Budich
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