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In Biehlen wird tausendfach gerollt und gegurrt - Lausitzer Rundschau vom 8.12.2001
Bronze-Puten sind der neue Bio-Renner in der Agrargenossenschaft
Die frische Biehlener Weihnachtsgans gehört zum Dorf wie die Spreewaldgurke nach Lübbenau.
Das Gänsevolk, für das in diesen Tagen das letzte Stündlein geschlagen haben dürfte,
schnattert aber nicht mehr konkurrenzlos. Erstmals kommen in diesem Jahr vor Weihnachten auch 600
Flugenten und 200 Puten unters Messer. Weg von der bisherigen Spezialisierung auf die Gans und hin zu
einem breiteren ganzjährigen Frischgeflügelangebot, heißt die Devise in der Biehlener
Agrargenossenschaft.
Foto: Steffen Rasche
Schwört auf seine Puten: Jörg Herold, Chef der Agrargenossenschaft "Elsterland" Biehlen. 1500 Stück werden im Dorf in einem ersten Versuch gefüttert und gemästet.
Von Andrea Budich. Nach der Biehlener Weihnachtsgans steht sich die bis aus dem Sächsischen
stammende Kundschaft in der Kirmes- und Weihnachtszeit die Beine in den Bauch. Für die drei
Verkaufstage direkt vor dem Weihnachtsfest stapeln sich die Vorbestellungen. Seit gut drei Wochen wird
wieder geschlachtet in Biehlen. 50 Gänse kommen pro Woche unters Messer. Bis Heiligabend sind es an
die 1500 Tiere. Hochbetrieb im November und Dezember. In den restlichen zehn Monaten des Jahres wurde in
der Biehlener Geflügelschlachterei kein einziges Messer gewetzt. Jedenfalls war das bisher so.
Diese Zeiten sind vorbei, so der Vorstandsvorsitzende der Agrargenossenschaft, Jörg Herold.
Erstmals schlachten die Elsterländer auch Flugenten und Puten. Wie bei den traditionellen Biehlener
Weihnachtsgänsen steht bei allen drei Geflügelarten die Direktvermarktung im Vordergrund. Eine
alleinige Massenproduktion für Schlachtereien kommt nicht mehr in Frage, so Herold. Die 38
Mitarbeiter der Genossenschaft haben das Ziel, ganzjährig Frischgeflügel anzubieten. Also weg
von der alleinigen Saisonware Gans. In dem seit 1998 anerkannten Biobetrieb wird nach streng
kontrollierten biologischen Kriterien gefüttert, gemästet und vermarktet. Nur
Öko-fleisch landet am Ende auf den Tellern. Während in DDR-Zeiten fast ausschließlich
Rinder und Schweine in den Biehlener Ställen standen, gedeihen heute acht Tierarten unter den
fachmännischen Fittichen der Biehlener Bauern. Zu den Schweinen und Rindern gesellten sich
mittlerweile Schafe, Ziegen, Hühner, Gänse, Enten und Puten. Durch die Produktvielfalt
gepaart mit der Direktvermarktung ist man so nah am Kunden wie kein anderes bäuerliches Unternehmen
dieser Größenordnung im Landkreis. Die bäuerliche Freilandhaltung bekommt dabei
Gänsen und Puten gleichermaßen. Mit großem Bewegungsfreiraum, Zugang zum Stroh und
Körnerfutter von den hiesigen Feldern gedeihen sie prächtig. Versetztes Mischfutter kommt
Jörg Herold nicht in die Tüte. Die Fleischqualität ist dementsprechend 1a, nicht
vergleichbar mit dem Fleisch der Industriegänse und -puten für den Supermarkt. Herold
schwört noch aus einem anderen Grund auf seinen neuen Hit, die Bronze-Puten. Im Gegensatz zu den
Gänsen müssen die Dorfbewohner bei ihnen weder Federflug noch Geruchsbelästigung ertragen.
Und das erspart dem Chef Beschwerden, wie einst bei den in Brieske-Dorf gemästeten Gänsen.
Andrea Budich